Verkostet: Springbank 10 Jahre
Weil es uns in Campbeltown so gut gefällt, bleiben wir doch gleich da und statten der Sprinbank Distillery einen Besuch ab. Zu Springbank selbst gibt es sicherlich sehr viel zu erzählen, da wir es aber leider noch nicht persönlich nach Campbeltown geschafft haben, haben wir keine Infos aus erster Hand. Daher hier einmal die wichtigsten (allseits bekannten) Infos in Kurzfassung:
Springbank gehört zu den wenigen Brennereien in Schottland, welche bis heute immer noch in Familienhand geführt werden. Springbank ist immer noch im Besitz der Familie Mitchell und konnte seit 1837 seine Unabhängigkeit beibehalten. Oftmals hört man im Zusammenhang mit Springbank auch den Ausdruck „arbeitendes Museum“. Dies liegt wohl daran, dass sich die Methoden vor Ort seit 1837 nicht wesentlich verändert haben. Sie beziehen lokale Farmer in die Produktion mit ein, mälzen selbst vor Ort in Campbeltown, direkt-befeuern ihre Pot Stills (was wohl beliebt ist unter den noch unabhängigen / familien-geführten Brennereien Schottlands, denn Glenfarclas macht dies meines Wissens nach auch noch) und füllen sogar ihre Flaschen vor Ort in Campbeltown ab (was heutzutage in den meisten Fällen kostengünstiger über eine große und industrielle Bottling-Plant durchgeführt wird). Macht sich das im Preis bemerkbar? Ja! Aber ob es einem das Wert ist zu zahlen, muss jeder selbst entscheiden.
Nun aber einmal kurz und knapp zum Whisky. Springbank bietet innerhalb ihrer Range drei unterschiedliche Whiskys an: Hazelburn (3-fach destilliert und nicht-rauchig), Longrow (stark rauchig) und den klassischen Springbank (leicht rauchig, was bedeutet, dass das Malz 6 Stunden unter Torfrauch getrocknet wurde und anschließend 24 Stunden unter industrieller Hitze):
Eckdaten
Alter | 10 Jahre |
Gereift in | Bourbon- und Sherry-Fässer |
Vol. | 46 % Vol. |
Fass-/Batch-Nr. | – |
Kühlfiltriert | Nein |
Gefärbt: | Nein |
Abgefüllt von: | Springbank Distillery |
Tasting notes
Nase
Das Chameleon unter den Whiskys – Springbank 10 Jahre. Für mich vereint der Sprinbank 10 Jahre so viele klassische Eigenschaften von Schottlands Whisky-Regionen miteinander: Rauchigkeit der Inseln, üppige süße Honig-Noten der Highlands, Sherry-Anklänge der Speyside, grasige Noten aus den Lowlands und das alles in einem Glas. Diesen Whisky nehme ich je nach Tagesform immer etwas anders wahr und finde neue Nuancen in ihm und genau das fasziniert mich. Heute war das Erste, was ich bemerkte, eine leichte Rauch-Note nach kaltem Kamin oder altem Ofen im Fachwerkhaus. Dazu kommt eine Mineralität, auf die ich ganz besonders abfahre bei Campbeltown Whiskys. Das Aroma erinnert an Gischt der Nordsee, Kalksteine und Meeresluft. Neben diesen naturgebundenen-Aromen bemerkt man auch eine Fruchtigkeit, welche mich an Orangen erinnert und eine dezente Sherry-Note, welche auch einen leicht ledrigen Touch mit sich bringt.
Geschmack
Tolles Mundgefühl. Mit 46 % vol. tut der Whisky keinem weh. Aromentechnisch hat der Whisky jedoch ordentlich was zu bieten. Mir läuft derartig das Wasser im Mund zusammen. Fruchtigkeit und Sherry-Töne sind für mich im Vordergrund (erinnert leicht an Nussecken), umspielt von einer Karamell-Note und einer Frische (Menthol, Minze). Mit Honig und Orangenmarmelade geht es weiter. Im Nachklang kommt dann wieder der subtile Rauch und die Campbeltown-Mineralität.
Abgang
Mittellang bis lang, leicht würzig und etwas trockener werdend.
Fazit
Diesen Whisky als Einsteiger-Modell für eine Destille zu nehmen ist bereits eine Ansage und zeigt, was für verdammt leckere Whiskys aus der Springbank Distillery entstehen können. Ein Whisky, welcher meiner Meinung nach viele Konkurrenten mit gleicher Altersstruktur weit in den Schatten stellt (wenn ich so an die Standard 12 Jährigen aus der Speyside denke). Fairermaßen muss man natürlich noch erwähnen, dass dieser 10 jährige Springbank auch nochmal paar € mehr abverlangt. Für mich persönlich ein Whisky, welchen man stets zuhause haben sollte, denn er ist meiner Meinung nach sowohl für Nerds und Freaks, wie auch für „ab und an“-Whiskytrinker geeignet.
Punkte: 88 / 100