Schottland

Besucht: Bunnahabhain Distillery, Isle of Islay

Oben im Norden der schottischen Insel Islay, der Königin der Hebriden, liegt die Bunnahabhain Distillery. Die Destille macht etwas anders als alle anderen auf dieser Insel: Die Whiskys sind in erster Linie nicht rauchig!

Ok, es gibt auch rauchige Whiskys, welche meistens den Begriff Mòine (gälisch für Torf) in ihren Namen enthalten. Aber in erster Linie steht die Reifung in Sherry-Fässern hier im Vordergrund. Sherry-Fässer, die in unmittelbarer Nähe zum Meer reifen dürfen. Bunnahabhain ist zudem eine von drei Schwesterbrennereien, die zur Distell Ltd. Group gehört. Unter anderem zählen dazu auch die Destillen Tobermory bzw. Ledaig, sowie Deanston. Ein kleines Schmankerl für alle Whisky-Nerds: Alle drei füllen ihre Standard-Whiskys mit genau 46,3 % Vol. Trinkstärke ab.

Hier ging es Richtung Tobermory / Ledaig, Isle of Mull ..
.. und hier Richtung Deanston, Highlands

Wir machten uns früh morgens auf den Weg, um pünktlich für die vorab gebuchte Tour zu sein. Nach kurzem Stopp an der ehemaligen Port Ellen Distillery im gleichnamigen Ort, ging es weiter Richtung Port Askaig. Kurz vorher zweigt eine kleine, für Schottland typische, single track road ab. Diese führe vorbei an kleinen Farmen, der neueröffneten Ardnahoe Distillery mit dem gleichnamigen Loch und endete schließlich bei der Bunnahabhain Distillery. Es sind etwa acht Minuten Fahrt von der Hauptstraße bis zur Destille, die mit wunderschönen Ausblicken auf den türkisblauen Sound of Islay und die Paps of Jura belohnt werden. Hier muss man sich konzentrieren, nicht von der engen Straße abzukommen und keinen der Fasane zu überfahren, welche ständig die Straße kreuzen. Als wir uns grade die Frage gestellt hatten, wie denn das Malz den Weg zu Destille findet (in der Regel beziehen alle Destillen auf Islay ihr Malz von Malting-Firmen wie den Port Ellen Maltings), wurde sogleich die Frage in Form eines riesigen LKWs gelöst, der uns entgegen kam. Also Rückwärtsgang rein und zurück zur nächstmöglichen Einbuchtung. Naja, etwas mehr Zeit die Aussicht zu genießen. So kann ein Tag starten!

Lost Distillery: Port Ellen
Panorama über Bunnahabhain Distillery

Bevor wir in das Visitor Center gingen, machten wir zunächst noch ein paar Minuten Pause auf dem Pier, der zur Destille gehört. Von hier hat man einen einmaligen Blick auf den Sound of Islay, die Isle of Jura sowie in weiter Ferne der Isle of Mull. Die türkise Farbe, die an Bilder der Karibik erinnert, rührt übrigens daher, dass viele Steine und wenig Sand im Sound vorhanden sind, und somit selbst bei Sturm das Wasser immer relativ blau wirkt. Da wir bereits am Vortag einen kleinen Abstecher zur Destille gemacht hatten, wurden wir schon freudig von David Brodie, unserem Tourguide empfangen. Mit dabei war auch Sabine, die wir ebenfalls am Vortag kennengelernt hatten und die im Visitor Center arbeitete. Sabine ist mit Ihrem Mann aus Deutschland ausgewandert und betreibt auf Islay das kleine St. Mary’s Cottage in Ballygrant. Hin und wieder arbeiten die beiden in den Destillen der Insel, verkosten Whiskys und kümmern sich um ihre Gäste.

Visitor Center mit Paps of Jura im Hintergrund

Wir haben uns für das Warehouse 9 Tasting entschieden, welches direkt morgens um 10 Uhr angeboten wurde. Die Tour umfasst ein Tasting im berühmten Warehouse 9, indem fünf Drams verkostet wurden. Die Fässer sind, wie in anderen Tastings auch, individuell und variieren von Zeit zu Zeit. So bekommt man immer was neues zu probieren und kann ein solches Tasting auch öfter machen. Man sollte anmerken, dass Tastings oftmals keine Tour durch die Destille beinhalten und sich auf die reine Verkostung konzentrieren. Wer hier auch etwas über die Produktion und den Herstellungsprozess erfahren möchte, sollte vorab genau recherchieren, was in den angebotenen Tour mitinbegriffen ist.

Warehouse 9

Wir gingen gemeinsam mit David vorbei an dutzenden Fässern mit Whisky, weiter zum hinteren Teil des Warehouses, wo das Tasting stattfinden sollte. Hier waren bereits Bänke hergerichtet worden, gegenüber befanden sich bereits die ausgewählten Fässer, die wir wenige Augenblicke später im Glas haben sollten. Aufgrund der niedrigen Temperatur im Warehouse lagen zudem Decken bereit, falls der Whisky die Lebensgeister nicht allein wecken könnte. Das Tasting begann und David schenkte uns die ersten Drams ein. Die Definition von Dram wurde hier allerdings außer Acht gelassen, jedenfalls befand sich gut das doppelte an Whisky im Glas, als normal ausgeschenkt wurde. So weit, so gut :D.

Folgende Whiskys gab es in unserem Tasting:

  • Bunnahabhain 14 Jahre PX Noe, 54,8 % Vol.
  • Bunnahabhain 10 Jahre Manzanilla Butt, 55,1 % Vol.
  • Bunnahabhain 14 Jahre Moine PX Finish, 58,2 % Vol.
  • Bunnahabhain Muscat Finish, Alter und ABV nicht mehr bekannt
  • Bunnahabhain PX Butt, Alter und ABV nicht mehr bekannt

Während des Tastings wurden interessante Infos zur Sherry-Herstellung und den Whiskys gegeben sowie die ein oder anderen Anekdote erzählt. So wurde uns zum Beispiel erzählt, dass der PX Noe extrem hell aus dem Fass gekommen sei, was untypisch für PX-Sherrys ist. Diese Sherrys sind eher Mahagonifarben, was später oftmals an den Whisky weitergegeben wird. Einige Wochen später seien einige Herrschaften aus Jerez in der Destille gewesen, denen genau die Bodega gehörte, aus der das Fass stammte. Auch dort sei aufgefallen, dass der Sherry anders reife als normalerweise. Mit der Zeit hat sie Farbe des Sherrys immer weiter abgenommen, was nicht zu erklären war. Der Geschmack sei allerdings geblieben. Ebenso wirkte sich das auf den Whisky aus, der zwar die Aromen aufnahm, aber farblich von dem abwich, was man von einem PX-Sherry erwartete. Das ganze ist ein nettes Beispiel dafür, dass die Farbe nichts über Geschmack und Geruch des Whiskys aussagt.

Meik und Patrick, sowie weitere Teilnehmer des Tastings (v. l.)

Nach einer angenehmen Verkostung gingen wir mit David zurück ins Visitor Center, welches momentan neu gebaut wird. Hier unterhielten wir uns noch etwa eine Stunde mit Sabine über ihren alten Job in Deutschland, das Leben auf der Insel der Träume und alles mögliche. Wir kauften einige Andenken in Form von Distillery Exclusives und machten nochmal ein kleines Päuschen am Pier. Dieser Ausblick!

Anschließend ging es dann zurück über die einzige Zugangsstraße und auf zu weiteren Erkundungen. Wir sind nicht das letzte Mal hiergewesen!

Panorama über die Mündung des Sound of Islay